Geht aus – Haus zum Rüden

Wer kennt es nicht – zumindest von aussen? Das Haus zum Rüden. Erhaben mit einem gefährlich anmutenden Wappen auf der Seite steht es direkt am Limmatquai.

Dort steht es seit 1348. Anfangs ein Pilgerhaus wird der Rüden ab 1401 als Trinkstube der Herren zum Rüden belegt. Anschliessend durfte es Rathaus der Stadt Zürich, Marktunterstand des Fischmarkts und Final nach etlich weiteren Nutzungen seit 1936 ein Zunfthaus inkl. verschiedenen Gast- und Banketträumen sein.

Soviel zur Vergangenheit. Zurück in die Zukunft. Das heutige Haus zum Rüden wird seit August 2020 vom Pächter Ehepaar Carina und Till Bächtold geführt. Rückblickend sicherlich nicht das beste Jahr um in der Gastronomie sein Debüt zu geben. Aber als erfahrene Gastronomen (Widder, 25 hours, uvm.) haben die beiden mit ihrem Team den Rüden wieder auf Kurs gebracht. 

Mein Besuch findet an einem Mittag, für einen ausgiebigen Lunch, statt. Das Wetter passt, die Terrasse ist wunderschön aufgedeckt. Etwas heiss an diesem Tag, aber unter den schönen Rundbögen des Rüden sitzt man feudal mit bestem Blick auf die Limmat, den Storchen und den ganz normalen Trubel des belebten Limmatquais.

Zu Beginn gönne ich mir erstmal ein Glas Scheurebe von Robert Irsslinger. Seines Zeichens Nachwuchswinzer des vergangenen Jahres, ansässig am Zürichsee. Den Rüden kann man sehr wohl als Aushängeschild für Robert`s Weine bezeichnen. Ist die Partnerschaft doch sehr eng! Es gibt ausnahmslos alle Weine des talentierten Winzers auf der Karte. Sogar den raren Wellentänzer. 

Lange Zeit, um über den Wein zu schwelgen, habe ich freilich nicht. Serviert wird lauwarmes Brot mit einem hervorragenden Olivenöl aus der Toskana. Gekeltert von der eigenen Tante, verrät mir Till Bächtold. Nur nicht schon wieder zu viel Brot, am Anfang denke ich mir, während ich bereits das letzte Stück Brot unbemerkt mit dem herrlichen Öl in meinem Mund verschwinden lasse. 

Auf den nun vollständig vernichteten Brotgang folgt eine Vorspeise die politisch unkorrekter nicht sein könnte. Foie Gras in 4 verschiedenen Variationen. Und ja, ich gebe zu, Gänseleber ist verpönt, aber Mann… Sie ist einfach verdammt Lecker und eine Sünde Wert. Jedenfalls für mich. Falls mein Arzt das liest, bitte ich ihn das einfach zu überlesen. Als Vorspeise gab es natürlich Salat mit Zitronensaft und kaltgepresstem Leinsamenöl.

Nachdem ich diesen Traum einer Vorspeise genüsslich verputzt und mir das illustre Herumtreiben der Touristenschwärme auf dem Limmatquai ganz genau angesehen habe, fällt mir auf, dass die Gäste des Rüden an diesem Tag unterschiedlicher nicht sein könnten. Ganz vorne auf der Terrasse sitzen gut gelaunte Stammgäste und philosophieren über dieses und jenes. Stets höflich begleitet vom Servicepersonal. Ansonsten finde ich Familien, Touristen und die üblichen Bahnhofstrassen- Luncher. Alle schauen zufrieden drein und geniessen die aus der Küche getragenen Kompositionen, die herrliche Umgebung und den aufmerksamen Service. 

Dann wart es mit der Ruhe vorbei und mit der Ankündigung des “besten Züri Geschnetzelten” der Schweiz schwebt mein Hauptgang daher. Und in der Tat, rein optisch ist das schon mal sehr anmächelig. Herrlich goldgelb gebratene Rösti umzingelt von rosa gebratenen Kalbfleisch-Würfeln mit Champignons, schwimmend in herrlich duftender Züri-Sauce. Das Geheimnis ist das lange Einkochen der Sauce, gibt der Hausherr stolz zu Protokoll. 

Und recht hat er. Die Sauce ist himmlisch und die Rösti goldbraun und herrlich knusprig. Nun rächt sich, dass ich das Brot anfangs gänzlich verschlungen habe. Würde es sich doch jetzt herrlich dazu eignen, es in der Sauce zu tunken und den Teller somit quasi zu polieren. Nun leider bleibt es Phantasie, ich entschliesse mich lieber darauf zu verzichten und bestelle kein Brot nach. 

Zum Hauptgang gönne ich mir noch ein Gläschen Innovation von Robert Irsslinger. Ein Wein der nach dem bekannten Amarone verfahren gekeltert wird. Anschliessend bestelle ich einen feinen Espresso und lehne mich nochmal ein paar Minuten zurück, bevor es wieder in den hektischen Alltag geht. 

Mein Besuch im Rüden war tatsächlich eine kleine Auszeit. Und zwar mit all den malerischen Eigenschaften, die Zürich im Sommer so speziell machen. Herrliche Aussicht, buntes Treiben, vorbeifahrende Trams und das wohl beste Zürcher Geschnetzelte der Schweiz. George Clooney würde jetzt sagen: What else?

In diesem Sinne hoffe ich, dass euch mein kleiner Artikel gefallen hat! Und falls ihr jetzt gluscht auf ein feines Geschnetzeltes oder eine politisch unkorrekte Foie Gras-Terrine habt, wisst ihr ja, wo ihr das ausprobieren sollten 😉

In diesem Sinne hebe ich mein Glas und sage Salud!

Euer Peter 

Haus zum Rüden
Limmatquai 42
8001 Zürich
Tel. 044 261 95 66

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info@hauszumrueden.ch